... sollte der Tag für ihn bereits nach 10 Minuten wieder zu Ende gehen.

Dieses Ende raste in einem silbernen Aston Martin V12 Vanquish auf die zu dieser Tageszeit nicht gerade stark befahrene Kreuzung zu, zog dann im letzten Moment die Handbremse um nach drei Drehungen um die eigene Achse, den Wagen sofort wieder auf 150 zu beschleunigen und nach links abzubiegen. Wäre in diesem Moment ein Wagen aus einer Einfahrt gekommen, so hätte es einer Reaktionszeit von minus 2 Sekunden bedürft um das Unvermeidliche zu vermeiden. Ging man allerdings von diesen Vorgaben aus, so musste man wohl oder übel sagen, dass der Fahrer dieses Wagens noch mehr als vorsichtig unterwegs war. Selbstverständlich war diese Tempo nicht nötig um seinen Auftrag auszuführen. Er hatte eigentlich alle Zeit der Welt. Aber seltsamerweise war der organische Teil seines Gehirns, der für das emotionale Denken verantwortlich war, süchtig nach diesen Adrenalinschüben geworden - was vielleicht daran lag, dass sie in seinem früheren Leben mehr als selten waren. Kritiker von Vita D 9, dem Namen der Einheit (im Allgemeinen eine ausgestorbene Rasse) hätten sich nun gefragt, wie stark dieser Einfluss des organischen Gehirns war. Nun er war schwindend gering selbst bei Vita D 9, einer relativ neuen Einheit. Eigentlich waren die organischen Elemente nur anfangs notwendig um den Chips die wichtigsten ethischen Grundbegriffe beizubringen, was nach der neuesten Order von ganz oben Pflicht war, ebenso, wie, wie widersprüchlich das auch klang, die organischen Bestandteile des Systems alle zwei Jahre auszutauschen. Derjenige, der derzeitig diese Funktion innehatte war ein 73-jähriger Chemie-Professor, dessen verbleibende Jahre man damals wahrscheinlich schon an einer Hand abzählen konnte. Er hatte diesen Job noch nicht lange und nahm es nicht so genau mit den Sicherheitsvorschriften, weswegen es niemanden sonderlich störte als man seine angeblichen Reste eines Tages aus einem Säurebecken fischen musste. Vita D 9 sollte vielleicht das nächste Mal darauf achten, sich eine Gestalt auszusuchen, bei der es nicht gar so auffiel, wenn sie einen Kleinbus mühelos ein paar Mal durch die Luft wirbelte. Ja, er beging nicht viele Fehler und vor allem wurden sie immer seltener. (Fast so selten wie die Zeugen seiner kleinen Unaufmerksamkeiten).
Der Wagen hatte nun fast sein Ziel erreicht und gemäß Protokoll rief Vita D 9 die Datei mit seinem diesmaligen Auftrag auf. Der Kaugummi auf dem Beifahrersitz identifizierte ihn einwandfrei mit Hilfe der Speichel-DNS. Und schon meldete sich die Stimme:
Guten Morgen Vita D 9!
Ihre Mission, sollten Sie sie annehmen, betrifft die Geheimhaltung eines Regierungsprojektes mit der Bezeichnung GHOST.
GHOST befasst sich mit der Entwicklung des Soldaten der Zukunft: praktisch unverwundbar und nicht einmal durch meterdicke Bleiwände aufzuhalten. Durch Indiskretion wurden folgende Zivilisten von dem Projekt in Kenntnis gesetzt:
Bastian K. wohnhaft in Baburg (Anmerkung der Redaktion Namen aus rechtlichen Gründen geändert)
Peter S. wohnhaft in Waldhofen
Friedrich R. wohnhaft in Baburg
Albert W. wohnhaft in Baburg
Momentaner Aufenthaltsort der beiden zu letzt genannten: unbekannt
Zuletzt gesehen in der Nähe von Waldhofen.
Des Weiteren ist über den Vorfall ein Buch entstanden, das sich mit diesen Vorfällen befasst.
Es befindet sich zurzeit im Besitz von Bastian K.
Ihr Auftrag lautet nun, finden und vernichten Sie die genannten Personen sowie das Buch!
Wie immer gilt: Sollten Sie oder ein Mitglied ihres Teams verhaftet oder getötet werden wird IMF jedwede Kenntnis von ihrem Einsatz abstreiten.
Diese Nachricht wird sich in fünf Sekunden selbst zerstören.
Die Radaranlage am Straßenrand hatte zunächst keine Probleme die Geschwindigkeit des ausgespuckten Kaugummis auf 320 km/h zu bestimmen, was einer Überschreitung der Geschwindigkeitsbegrenzung um gut 240km/h entsprach. Hätte Vita D 9 so etwas wie einen Führerschein besessen, so hätte er ihn wohl seine nächsten 20 Leben nicht mehr zu Gesicht bekommen. So allerdings flog die Anlage inklusive der beiden Polizeibeamten in die Luft. Der Teil des Gehirns, der eigentlich für die Moral zuständig war, war gerade aufgrund eines Adrenalintrips nicht ganz bei der Sache.
Doch da erreichte der Wagen mit einem quietschenden Bremsen auch schon Baburg und hinterließ dabei eine zentimeterdicke Gummischicht auf dem Asphalt.

 

 

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