Sehr geehrter Dr. Faust, nachdem ich eine Ihrer fantastischen Vorlesungen besucht habe, muss ich Ihnen einfach meine tiefste Bewunderung zum Ausdruck bringen. Um dies möglichst ausführlich zu tun und auch wirklich alle Facetten Ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten in mein Lob einzubinden zu können, schreibe ich Ihnen diesen Brief. Sofort, nach dem ersten wundervollen Satz, den Sie mit Ihrer markant-männlich Stimme, die durch den ganzen Saal drang und in meinen Ohren wie harmonisch perfekt ausgereifte Musik, die mühelos zwischen heiteren Gefühlen hervorrufendem Dur und nachdenklich stimmenden Moll hin- und herwechselt, widerhallte, begleitet von mit Ihren maskulinen und doch zarten Händen ausgeführten Gesten, die die Stimmung des Textes eindringlich wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte, vortrugen, war ich wie gefesselt und wünschte mir die Vorlesung würde nie enden und ich könnte ewiglich lauschen, wie Sie mit uns Ihr schier unerschöpfliches Wissen teilen und uns arme Würmer, die wir trotz Ihrer einzigartigen Lehrmaßnahmen, und egal wie sehr wir uns auch versuchen werden aus dem Dreck und Schlamm der Unwissenheit, der um uns allgegenwärtig ist, zu winden, nicht in tausend Jahren Ihre geistige Größe erreichen werden können, wenigstens ein wenig an Ihrer wahrhaft geistvollen Interpretation des Plans des Lebens, die mein Leben in so multipler und vielschichtiger Weise bereichert hat, dass ich nachts vor Bemühungen, die ganze geistige Vielfältigkeit Ihrer vor wertvollem Gedankengut strotzenden Ausführungen, die sich in ihrer spirituellen Reichweite bis in den Mikro- und sogar Makrokosmos erstrecken, zu erfassen, kaum schlafen kann, morgens meine weich verquirlten, mit Petersilie verfeinerten von Hühner produzierten, viel Eiweiß enthaltenden vormals von einer Kalkschale umgebenen nicht befruchteten Eizellen nicht genießen kann, mittags in tiefster Meditation über meinem Mahl brüte, um noch weiter in die Bedeutung der so philosophisch und einprägsam von Ihnen erläuterten, elementaren Stützpfeiler der Schöpfung einzutauchen, den Rest des Tages damit verbringe, mich vor Gott, meinen Mitmenschen, meinem Gewissen und v. a. vor Ihnen, meiner Unfähigkeit , all die von Ihrem komplexen Gehirn ersonnenen Zusammenhänge je zu durchblicken, wegen zu schämen, und weiterhin nur noch voller Bewunderung und Verehrung zu Ihnen aufzublicken und zu hoffen, dass Sie die Welt in Ewigkeit mit Ihrem Genie in jeder nur erdenklichen Hinsicht beglücken werden. Amen Oh, entschuldigen Sie, jetzt habe ich mich doch glatt in Rage geredet. Um es kurz zu fassen, was ich eigentlich mit meinem nun, wie ich glaube, vielleicht doch etwas umständlich gefassten Formulierungen ausdrücken wollte: Ich find Sie einfach geil! Ihre, in tiefer Ehrfurcht erschauernde Vetja |