Szene "Nacht"

Monolog Fausts --> Selbst-Vorstellung (= Beginn der Gelehrtentragödie), zieht Summe seines bisherigen Lebens und kommt zu einem vernichtenden Resultat.

Faust ist der Prototyp des Renaissancemenschen: Studium von Philosophie, Juristerei, Medizin und Theologie, aber: Ergebnis der Studien

V 364: ..., dass wir nichts wissen können!
--> VERZWEIFLUNG

Der menschlichen Erkenntnisfähigkeit sind unüberwindbare Grenzen gesetzt
--> Faust leidet an den Bedingungen des Mensch-Seins

tragischer Konflikt:
Der Mensch muss nach Erkenntnis streben, sonst verleugnet er sein menschliches WESEN

Es ist dem Menschen unmöglich zu erkennen, "was die Welt, im Innersten zusammenhält". (V 382f.)

Faust ist nicht bereit, die Grenzen der menschlichen Erkenntnis zu aktzeptieren
--> er unternimmt 3 Entgrenzungsversuche:

1. Beschwörung des Erdgeistes (= weiße Magie)

Faust scheitert. Er kann nicht einmal den Anblick des Erdgeistes ertragen; auch seine Vorstellung diesem zu gleichen wird vom Erdgeist zurückgewiesen.

Rettung durch Einbruch der Banalität: Wagner tritt auf

Zwei Typen von Wissenschaftlern

 

Wagner

Faust

„Plan“

Helles, kaltes wissenschaftliches Streben

Ideales Streben, Einfühlen in die ganze Natur

Denkart

Imitierendes Schauspielern, modisch, Distanz zur Außenwelt

Originales Denken, Fühlen mit der Seele

Methode

Überredung

Zwang des Herzens

Erkenntnis

Zusammengeleimt

„Pergamen“ ist sein Himmel

Aus der Seele, nicht von „Pergamen“

Haltung

Eitelkeit des Wissens

Skepsis an Erkenntnis

Trieb

Nur ein Trieb: irdisches Wissen

Zwei Triebe: Wissen – Lust

 

Fazit

Konventioneller, steriler Typ – will die Welt rational begreifen

Zweifelnder, suchender Mensch – will die Welt irrational erfassen

2. Selbstmord als Grenzüberschreitung

1. Erkenntnis: Den Göttern gleich ich nicht --> in die Endlichkeit verwiesen

2. Schuld: eigene Gefährdung durch Riskieren des Seins
            Vermessenheit des Glaubens, als Geist dennoch fortzuleben

3. Gebrochene Gebärde:

  • durch Kindheitserinnerung (psychologisch)

  • durch Eingriff der Gnade (metaphysisch)