Da die Menschen im Niltal sehr viel enger
aufeinander wohnten, als z.B. die Menschen in den Dörfern der
Jungsteinzeit und der Kupferzeit in Europa, bauten sie auch anders.
Die normalen Häuser standen enger beieinander, die Villen der Reichen
boten schon allen erdenklichen Luxus. Die
Häuser
Die Wohnhäuser der Ägypter waren einfach und zweckmäßig gebaut. Sie
hatten eine rechteckige Form, waren weiß bemalt um die sengende Sonne
zu reflektieren und meistens nicht mehr als zwei Stockwerke hoch. Die
Häuser selbst bestanden aus getrocknetem Schlamm, der zu Ziegeln
verarbeitet wurde. Dattelpalmstämme beim einfachen Volk und
ausländische Hölzer bei den Reichen dienten als Dachbalken. Das fertig
gestellte Mauerwerk kleidete man mit einer Lehmschicht aus.
In jedem Haus, egal, ob es einem Wohlhabenden oder Armen gehörte, gab
es einen Eingangsbereich, einen zentral gelegenen Wohnbereich und eine
Küche.
Um sich vor der heißen Sonne und neugierigen Blicken zu schützen,
waren die Fenster sehr klein und weit oben im Zimmer angebracht,
wodurch die Räume nur mit dämmrigem Licht beleuchtet wurden.
Lüftungslöcher sollten den kühlen Nordwind einfangen, der als
göttlicher Atem Atums galt. In manchen Häusern gab es trichterförmige
Öffnungen, die den Luftstrom ins Gebäudeinnere weiterleiteten. In den
heißen Jahreszeiten schliefen und trafen sich die Ägypter abends auf
dem Dach.
In Deir el-Medinah waren die größten Häuser 27 Meter lang und 6 Meter
breit, die kleinsten 13 Meter lang und 4 Meter breit. Die Reichen in
Achet-Aton lebten in 20 - 28 Zimmern.
Das Leben in den Häusern
Die Küche lag in der Regel im hinteren Teil des Hauses, bei Villen
auch in Nebengebäuden. In der Ecke befand sich ein Mahlstein, auf dem
Mehl und Schrot hergestellt wurde, sowie ein kleiner Ofen zum
Brotbacken und eine gemauerte Feuerstelle zum Grillen und Kochen. Da
das Essen auf offenem Feuer gekocht wurde, hatte die Küche kein festes
Dach. Trotzdem breitete sich der Rauch im gesamten Haus aus und
schwärzte die Decken. In vielen Mumien konnte man Rußablagerungen in
der Lunge feststellen.
Die Vorräte wurden in große und kleine Tongefäße gelagert, die zudem
beschriftet waren. Verderblichere Lebensmittel befanden sich in
kleinen Vorratskellern, die von der Küche aus über eine Treppe
erreichbar waren.
Die wohlhabenden Bürger schliefen in einem Bett, das auf einem
erhöhten Podest stand. So wollten sie sich vor kriechenden Tieren, wie
Skorpione schützen. Kleidung und andere Sachen, wie Schmuck, verstaute
man in Kästen und Truhen aus Holz und Flechtwerk.
Die Armen hatten es meist nicht so gut. Sie schliefen auf einfachen
Matten und teilten sich ihre kleinen Behausungen mit Vieh und bis zu
zwei Dutzend Personen.
Reiche Bürger genossen zudem die Vorzüge eines Badezimmers, obwohl es
kein fließendes Wasser gab. Die Toilette war ein einfacher Holzsitz
auf Ziegelsteinen, unter dem ein halb mit Sand gefülltes Gefäß stand.
Die Armen hatten vermutlich auch eine sanitäre Einrichtung, wobei die
nur aus einem Topf mit Sand bestand, der irgendwo in der Zimmerecke
stand. Vergeudet wurden die Fäkalien nicht. Zusammen mit denen von
Tieren wurden sie auf dem Dach getrocknet und als Brennmaterial
weiterverwendet.
Die Reichen konnten auch in den Genuss einer "Dusche" kommen. Ein
Diener übergoss seinen Herrn mit einem Gefäß Wasser, wobei ein Rohr
das Abwasser durch ein Loch in der Badezimmerwand wieder abfließen
ließ. Das Abwasser wurde wahrscheinlich nicht vergeudet und für die
Bewässerung der Pflanzen weiter verwendet.
Querschnitt eines Hauses in Deir el-Medinah
(1)
Straße. Eingang des Hauses mit zwei, drei Treppen, die nach unten zum
ersten Raum führten (2) quadratischer Raum mit Deckenöffnung für Licht
und Luft. In einer Ecke eine Art Bettschrank, aus Lehmziegeln
gemauert, der 75 cm über den Boden lag. Die Wände waren unten weiß
gestrichen. Eine kleine Treppe führte zum nächsten Raum. (3) Dies war
in der Regel das größte Zimmer. Die Decke war höher und bestand aus
Palmholz und Stroh, das von zwei hölzernen Säulen gestützt wurde. Auch
hier schien das Licht wieder von einem hoch gelegenen Fenster rein. In
dem Raum befanden sich Götterschreine und so genannte Scheintüren,
Nischen in den Wänden, vor denen geopfert wurde. Der Hausherr empfing
seine Gäste auf einem niedrigen, aus Lehmziegel gebauten Podest.
Daneben befand sich eine Falltür, die zum Keller führte. (4) Im Keller
wurden die wichtigsten und wertvollsten Güter aufbewahrt. (5) Dieses
Zimmer war kleiner als der Hauptraum. Hier schliefen die Bewohner und
hier lagerte man ebenfalls Lebensmittel. (6) Diese Treppe führte
hinauf aufs Dach, wo man die Kühle des Abends genoss. (7) Hier befand
sich die Küche. Auch in diesem Raum fand man oft einen Schrein mit
einer Gottheit. Lebensmittel zogen neben Ungeziefer auch gefährliche
Tiere an, weswegen sich die Bewohner des Hauses von einem
Götterschrein Schutz erhofften. (8) Manchmal führte eine Treppe hinab
zu einem zweiten Lagerraum.
Rekonstruktion einer Villa in Achetaton
Schöner Wohnen
Bemalungen an Wänden und Säulen ließ den Wohnbereich häuslicher
erscheinen. An manchen Wänden hingen Behänge aus bunt gefärbtem
Leinen. Auf dem Boden lagen aus Pflanzenfasern geflochtene Matten die
auch als Schlafunterlage dienten.
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Stühle waren im Neue Reich der Hit. Bei, für einen
Beamten lächerlichen 4-8 Deben das Stück, konnte sich jeder
Höhergestellte ein paar mehr leisten. Die Varianten gingen von
einem einfachen Schemel und einem Klappstuhl bis hin zu Sesseln.
Je nach Vorliebe mit Rücken- oder Armlehne. Natürlich gehörten zu
einem anständigen Haus auch Tische. Dabei gab es keine Festtafeln,
sondern bei Feiern bekam jeder Gast seinen eigenen kleinen Tisch.
Das Material der Tische und Stühle bestand entweder aus Holz oder
aus stabilem Flechtwerk. Die Tischplatte war auch mal aus
Kalzit-Alabaster oder Ton angefertigt. |
Um den Gesamteindruck nicht zu zerstören,
legte man sehr großen Wert auf eine saubere Behausung ohne Ungeziefer.
Einige medizinische Papyri sprechen von allerlei Bekämpfungsmittel wie
Natronwasser gegen Flöhe.
Vor allem die Armen hatten aber trotzdem mit Ungeziefer zu kämpfen. In
den Mumien fand man Nissen, in den Zimmerecken Rattenlöcher, die,
wahrscheinlich wenig effektiv, einfach mit Lumpen und Steinen
verstopft wurden.
Besonders während der Überschwemmungszeit mussten Fliegen und
Stechmücken eine Qual gewesen sein. Einwohner, die in der Nähe von
Sumpfgebieten wohnten, hängten Moskitonetze auf, die sie aus ihren
Fischernetzen angefertigt haben.
Die Wasserversorgung war durch Brunnen gewährleistet, die unterirdisch
vom Nilwasser gespeist wurden. Reiche Bewohner hatten ihren eigenen
Brunnen, Ärmere mussten zu einer öffentlichen Anlage gehen. Wenn die
Stadt weit in der Wüste lag, wie Deir el-Medinah, musste das Wasser
mit Eseln oder per Hand herangeführt werden. Das Wasser wurde in große
Keramikbehälter untergebracht, die rings um die Hauptsiedlungen
verteilt waren und von dort aus weiter verteilt wurden.
Der Abfall wurde einfach im Nil beseitigt oder in große Gruben
geworfen. Etliche beschriebene Stein- und Tonscherben fanden die
Archäologen in solchen Gruben.
Der Garten
Der Garten scheint der Stolz eines jeden angesehenen Ägypters
gewesen zu sein. Warum sonst wurden in Privatgräbern immer wieder von
solchen Anlagen berichtet? Ein Beamter namens Ineni, der Anfang der
18. Dynastie lebte, zählt akribisch alle 540 Bäume auf, die er sich in
einem Wüstenareal mit großer Mühe hat anpflanzen lassen.
Wunderschöne Blumen, Schatten spendende Bäume und ein Wasserbecken zur
Bewässerung zierte den Garten eines jeden wohlhabenden Bürgers.
Besonders beliebt war der Lotus, der weiß und blau in den Gärten
blühte. Der Sonnengott Re soll der Sage nach aus einer Lotosblüte
erschienen sein. Teiche mit Schilf und vielen bunten Fischen luden zum
Verweilen ein. In schattigen Lauben und Wein bewachsenen Pergolen aus
Papyrusstängeln wurde so manches Schläfchen gehalten,. Unter
Feigenbäumen und Dattelpalmen gelustwandelt. Damit der wohlhabende
Bürger nicht gestört wurde, waren die großen Gärten mit Ziegelmauern
vor den Blicken Neugieriger geschützt.
Der Garten war aber nicht nur für Mußestunden gedacht. Der Anbau von
Nahrungsmitteln sollte die Bewohner des Hauses schnell und leicht
versorgen können. Selbst die Armen besaßen manchmal kleine
Gemüsegärtchen. Ein eigener Kornspeicher sorgte weiterhin für das
leibliche Wohl. |