1. Die Götterwelt der Ägypter
Die Ägypter erklärten Dinge, die sie nicht
verstanden (z.B. Naturerscheinungen) mit Hilfe von Göttern. Sie
glaubten deshalb an eine Vielzahl von Göttern =
Polytheismus. Das Gegenteil, also den
Glauben an einen Gott, nennt man Monotheismus.
Das Christentum z.B. ist eine monotheistische Religion.
Viele Naturerscheinungen galten als göttlich (Sonne, Mond,
Sterne), aber auch viele Tiere: Das Krokodil war der Herr der
Stromschnellen, der Scarabäuskäfer Sinnbild des ewigen Werdens, der
Falke der Himmelsfalke.
Die wichtigsten gemeinsamen Götter Ägyptens
waren:
Götter empfinden Liebe und Hass und handeln
wie Menschen.
2. Die Gräber der Pharaonen
Bei Gizeh in der Nähe der unterägyptischen
Hauptstadt Memphis wurden schon zu Lebzeiten des Pharaos errichtet
riesige Pyramiden aus Stein errichtet. ---» Bild im Buch S. 44.
Wir stellten uns die Frage: Warum trieben die Ägypter so so viel
Aufwand um ein Grab? Die Antwort lautete: Sie verehrten den Pharao als
Gott. Sein Weiterleben nach dem Tod sicherte auch das Weiterleben
aller seiner Untertanen.
Der Sonnengott trat auf dem Urhügel der Schöpfung
ins Leben. Dieser Hügel wurde durch die Pyramiden symbolisiert. Die drei großen Pyramiden von Gizeh sind die bekanntesten Beispiele, doch zwischen der 3. und der 12.
Dynastie wurden über 80 dieser Monumente in verschiedenen Größen
erbaut. Die am besten erhaltenen Pyramiden stammen aus der Zeit des Alten
Reichs (3.-5. Dynastie, 2675-2350 v.Chr.); sie befinden sich alle in einem
Radius von 25 Kilometern um die alte Hauptstadt Memphis.
Die erste Pyramide, die gleichzeitig der erste Steinbau
der Welt war, ist die von der 3. Dynastie errichtete Stufenpyramide von
Saqqara. Ihre Stufenstruktur entwickelte sich aus den früheren rechteckigen
Gräbern, die wegen ihrer Form mastaba (arabisch für "Bank")
genannt wurde. Die 60 Meter hohe Stufenpyramide wurde vom Architekten Imhotep
als Grabstätte für seinen König Djoser (2650 v.Chr.) erbaut
und bestand zuerst nur aus einer mastaba, der stufenförmig vier weitere
hinzugefügt wurden.
Der Übergang von der Stufenpyramide zur "echten"
Pyramide wird König Snofru (ca. 2625-2585 v.Chr.) zugeschrieben, dem
ersten Herrscher der 4. Dynastie. Der teilweise Einsturz von Snofrus Pyramide
in Meidum ließ erkennen, wie die ursprünglich stufenförmigen
Seiten verkleidet wurden, um eine glatte Oberfläche zu schaffen. Snofrus
"Knickpyramide" in Dahschur ist wahrscheinlich das erste Bauwerk, das von
Anfang an als Pyramide geplant war. Allerdings mussten seine Architekten
während der Bauarbeiten den Böschungswinkel der Seiten ändern,
weil der ursprünglich berechnete zu wenig Stabilität bot. Die
erste echte Pyramide gelang schließlich doch noch: Snofrus "Rote
Pyramide", die ebenfalls in Dahschur steht. Nachdem die Technik des Pyramidenbaus perfektioniert worden
war, wurde sie von Snofrus Sohn Chufu (Cheops) für die "Große
Pyramide" in Gizeh übernommen, die mit ihren 146 Metern die größte
von allen ist. Nicht weit entfernt liegt die Pyramide von Chufus Sohn Chephren,
die gemeinsam mit den dazugehörigen Tempelbauten - darunter auch die
Sphinx und der kleineren Pyramide von Chephrens Sohn Mykerinos - die besterhaltende
Grabanlage auf dem Plateau von Gizeh bildet.
Die Pyramiden der 5. Dynastie in Abusir und Saqqara sind
wesentlich kleiner und bestehen nicht aus massivem Stein, sondern aus mit
Stein verkleidetem Geröll und Lehmziegeln. Die Pyramide des Unas (ca.
2380-2350 v.Chr.), des letzten Königs der Dynastie, war die erste,
deren Innenwände Inschriften ("Pyramidentexte") trugen.
Nach dem Niedergang des Alten Reiches wurde der Pyramidenbau
eingestellt. Erst als die Pharaonen des Mittleren Reiches an Macht gewannen,
wurden in Saqqara, Dahschur, Lahun und Hawara neue Pyramiden errichtet.
Ihr Kern bestand aus Lehmziegeln, sodass sie zu unförmigen Hügeln
verfielen, als spätere Generationen die Steinverkleidung entfernten.
Die Pyramiden, die sich die Pharaonen der 4. Dynastie errichten
ließen, waren die größten von allen. Aufgrund ihrer massiven
Bauweise blieben sie am besten erhalten. Spätere Pyramiden fielen
kleiner aus. Einige wurden mit Schutt gefüllt, andere aus Lehmziegeln
errichtet. Die Standorte lagen westlich des Nils am Wüstenrand. Die
Grabkammer wurde entweder in oder unter der Pyramide angelegt. Daneben
waren mehrere andere Kammern für das Leben des Pharaos im Jenseits
vorgesehen. Ein Aufweg führte vom Fluss zur Pyramide.
Cheops Pyramide
In einem Film wurde der Bau der Cheops-Pyramide dargestellt:
1) Außenseite der großen Pyramide 2) Grabkammer des Königs 3)
Kammer für die Ka-Statue des Königs
4) Unterirdische Grabkammer (unvollendet) 5) Nach unten führender
Gang 6) Nach oben führender Gang
7) Große Galerie 8) Luftschacht (zum Himmel führend) 9) Totentempel |
Die Große Pyramide des Cheops wurde gegen Ende seiner
23-jährigen Regierungszeit fertig gestellt und besteht aus über
zwei Millionen Steinblöcken. Tagtäglich also wurden 285 Blöcke
von je etwa zweieinhalb Tonnen aus den Steinbrüchen geholt, zugerichtet,
zur Baustelle transportiert und an ihren Platz gehievt. Die Pyramide war
außen mit feinem weißem Kalkstein verkleidet und mit einer
goldenen Spitze gekrönt. An die 36.000 Bauleute, Steinmetzen und Hilfsarbeiter
müssen nach neuesten Schätzungen direkt am Bau der Cheops-Pyramide
beteiligt gewesen sein, weitere 10.000 Granitbrecher wühlten sich
tief in die Steinbrüche von Tura auf der Ostseite des Nil. |
Die Arbeiter
waren in Teams zu rund 200 Mann eingeteilt, und die Gruppen hörten
auf so illustre Namen wie "die Tüchtigen" oder "die Kraftvollen";
eine solche Arbeitskolonne war dann nochmals in fünf phylen
zu je 40 Mann unterteilt. Beim ersten Morgengrauen rückten die Handwerker,
Träger, Maler, Steinmetzen aus ihrer Siedlung aus, erster Anlaufpunkt
war die Küche. Dort erhielten alle Brot, Zwiebeln, Knoblauch und Bier,
und mit dem kargen Versorgungspaket ging es dann in den von einer rund
10 m hohen Mauer umschlossenen sakralen Bezirk. Die Knochenarbeit konnte
beginnen, sie dauerte bis Sonnenuntergang. Harter Gneis wurde in Assuan,
mehr als 1000 km von der Baustelle entfernt, gebrochen und auf Nilbarken
den Strom abwärts bis nach Giza befördert.
Rund 20 Jahre dauerten die Arbeiten, und als das Wunderwerk
fertig war, türmten sich 2,6 Mio. m³ Fels 146 m hoch. Der Schlussstein
in luftiger Höhe, das Pyramidion, war mit Elektron, einer Gold-Silber-Legierung
überzogen und reflektierte die Sonnenstrahlen als gleißendes
Lichtbündel.
Neben dem Grab des Cheops wurde eine gut erhaltene Holzbarke
gefunden, mit der der Leichnam wahrscheinlich transportiert worden war.
Es besteht aus Zedernholz, hat eine Länge von 43 m und misst
an der breitesten Stelle 5,6 m. Einst diente das annähernd 5000 Jahre
als Wassergefährt als Grabbeigabe für den verstorbenen Herrscher.
Allerdings fanden die Forscher die Barke nicht in einem Stück vor,
sondern sie mussten sie aus mehr als 1000 Teilen zusammensetzen und
erfuhren dadurch viel über die Schiffsbautechnik der alten Ägypter.
Nichts war zu aufwendig, um König Cheops' - "der
Goldene, der die Feinde zerdrückt", so seine weiteren Namen - Haus
für die Ewigkeit zu bauen. 23 Jahre herrschte der Gottkönig über
ein vom Delta bis zum ersten Katarakt reichendes Staatswesen mit rund 1,5
Mio. Menschen. Als der Herrscher um 2580 v.Chr. das Zeitliche segnete,
inszenierte die Priesterschaft das größte Staatsbegräbnis
in der Geschichte der Menschheit, ein religiöses Ritual, das die Mittler
zwischen den Menschen und den Göttern jahrzehntelang geplant hatten.
Mumifizierungspriester entnahmen dem toten Herrscher die inneren Organe
und tauchten ihn dann in eine Lösung aus Natron und Kochsalz. 270
Tage verblieb er in der Lake, das entspricht der Zeit einer Schwangerschaft.
"Gleichsam als göttliches Wickelkind wiedergeboren"
schaffte eine Nilbarke (Das Boot wurde innerhalb des Pyramidenkomplexes
begraben - vielleicht, damit der Pharao in ihm über den Himmel segeln
konnte) die Mumie mitsamt ihrer Habe zum Taltempel am Ufer des Stroms.
Unter dem Gemurmel und den Gesängen und magischen Sprüchen (die
bewirken sollten, dass der Pharao sich im Himmel zum Sonnengott Re gesellen
könnte) der Priester, die Weihrauchpfannen schwenkten, zog die Begräbnisprozession
sodann den Aufweg vom Fruchtland zur Wüste hoch. Der Trauerzug erreichte
nun den Totenopfertempel unmittelbar an der Pyramide. Hier wurde
der Mumie nach dem Mundöffnungsritual symbolisch Speise und Trank
gereicht, und dann trugen die Priester den bemalten Holzsarg auf einer
hölzernen Rampe zum 17 m hoch gelegenen Eingang der Pyramide.
Keuchend müssen sie mit ihrer schweren Fracht durch
die engen, vor Grabräubern leicht verschließbaren Gänge
und Korridore gekrochen sein, bis sie schließlich die Grabkammer
erreichten. Hier befand sich bereits der Sarkophag, der schon bei der Errichtung
der Pyramide aufgestellt worden war. Dort hinein kam die Mumie, "dann rummsten
Fallriegel nieder, Blockierquader wurden gelöst, das Grab war verschlossen".
Leider nicht für immer... auch hier brachen die Grabräuber ein,
wühlten sich, getrieben von der Gier nach Beute, durch die unermesslichen
Steinmassen. Zusammen mit den Grabbeigaben verschwand auch die Mumie des
Cheops.
In manchen Pyramiden fand man magische Sprüche, die
so genannten "Pyramidentexte". Ein Beispiel:
"Eine Rampe zum Himmel wurde für ihn
gebaut, damit er in den Himmel gelangen kann ... er fliegt wie ein Vogel,
und er setzt sich wie ein Käfer auf einen leeren Platz in der Barke
des Re nieder."
Mit der Rampe war vermutlich die Pyramide gemeint, und der
magische Spruch sollte dem Körper des Pharaos helfen, zum Himmel aufzusteigen.
Die Pyramiden waren also nach dem Glauben der Ägypter das Mittel, mit
dem man den Pharao zu den "Ewigen" bringen konnte. Diese "Ewigen"
waren der Polarstern und die Circumpolarsterne. Weil sie ihre Position
am Nachthimmel nicht verändern, vermuteten die Ägypter dort den Sitz
der Ewigkeit.
Das Innere der Cheops-Pyramide kann besichtigt werden
(Aufgrund der stickigen Luft sollten Personen mit Kreislaufbeschwerden
lieber auf einen Besuch verzichten). Der heutige Eingang liegt in 15 m
Höhe und ist von Grabräubern in den Stein gebrochen worden. Ein
niedriger, 1,2 m hoher und 1 m breiter Gang führt 100 m lang abwärts
und endet in einer unterirdischen Grabanlage. Der Plan, den Pharao hier
beizusetzen, wurde aber aufgegeben, und so folgt der moderne Pyramidenerforscher
dieser Spur nur für 20 m. Nun geht es aufwärts in einem zweiten
Gang, weiterhin in gebückter Haltung, bis nach 40 m die Große
Halle - vor ihrem Eingang zweigt ein Tunnel zur Königinnenkammer ab
- erreicht ist.
Die Große Halle ist 47 m lang und 8,5 m hoch, an
ihrem Ende beginnt ein 1,10 m hoher Gang, der nach knapp 7 m in die Grabkammer
leitet, die 42 m über der Basis liegt. Hier befindet sich noch der
Steinsarkophag, sein Deckel fehlt. Die Decke dieser letzten Ruhestätte
wird von neun tonnenschweren Granitriegeln gebildet; um den Druck zu mildern,
sind darüber fünf Entlastungskammern ausgespart. In ungefähr
1 m Höhe beginnen zwei Luftwege; der nördliche hat eine Länge
von 71 m, der südliche ist 53 m lang. Durch diese engen Röhren
konnte das vogelgestaltige Ba, das sich tagsüber frei im Diesseits
bewegte, herabfliegen und den Körper des Verstorbenen besuchen.
ca. 1290 - 1225 v. Chr. ließ Ramses II. eine ganze Tempelanlage in
das Nilufergebirge hineintreiben; beim Bau des Assuan Staudamms wurden
sie in einer kostspieligen Aktion verlegt. Am Eingang standen 20 m
hohe Figuren.
Die Pharaonen des neuen Reiches ließen sich im Tal der Könige bei
Theben beisetzen. Die Grabkammern wurden in den Felsen gehauen.
Alle Gräber wurden von Grabräubern geplündert. 1922 fanden englische
Archäologen das Grab des Tut-ench-Amon (ca. 1350 v. Chr.) unversehrt.
Vier Särge: Stein und drei Goldsärge, Totenmaske |